Impfung im PflegeheimYoung doctor is holding hypodermic syringe with vaccine vial rubber gloves on gray background.

 – by Andrea Drescher

Dieser Kurzbericht aus einem Pflegeheim in einer deutschen Großstadt ist anonym, um etwaige Nachteile für die Pflegebedürftige, von der die Informationen stammen, zu vermeiden. Es handelt sich um die Mutter eines Freundes von mir, für dessen Ehrlichkeit ich die Hand ins Feuer lege.

Seine Mutter ist 73 Jahre jung und aufgrund eines Rückenmarksinfarktes querschnittgelähmt. Nach einem Jahr Krankenhaus kam sie im März 2020 in ihr jetziges Pflegeheim. Eine richtige Reha war – Überraschung – leider Corona-bedingt nicht möglich.

Sie ist zwar querschnittsgelähmt aber noch absolut hell im Kopf und kann die Situation gut überblicken. Seit März waren ihrem Sohn nur zwei Besuche im Heim erlaubt, in der sonstigen Zeit traf man sich am Balkon oder am Zaun, da sie mit Rollstuhl immer noch mobil ist.

Nicht zuletzt auch aufgrund der Informationen durch ihren Sohn hat sie dankend auf die Grippe-Impfung im November verzichtet und als jetzt die Corona-Impfung für ihr Heim anstand, leistete sie erfolgreich Widerstand.

Gleich dreimal kamen in der Weihnachtswoche Betreuer zu ihr, um sie zu einer Unterschrift auf die Einverständniserklärung zu bewegen. Sie hat standhaft dreimal abgelehnt, obwohl beim letzten Mal der moralische Druck groß wurde. Es fielen Worte wie „Sie machen das doch für uns alle“ und „ich lasse mich doch auch impfen“. Aber sie unterschrieb nicht.

Ab 27.12. begann dann die Impferei wobei nach ihrer Information auch Personen geimpft wurden, die einen Rechtspflegebetreuer haben, der über die Feiertage nicht erreichbar war. Trotzdem wurden diese Menschen geimpft – offensichtlich haben die Betreuten dann selbst unterschrieben.

Nach ihrem Kenntnisstand – sie hat sehr gute Beziehungen zu einem impfkritischen Pfleger – wurden rund 40% der Insassen geimpft. Nur 8 von 40 Pflegern wurden geimpft, der Rest hatte offensichtlich nicht das Bedürfnis, sich vor dem Virus zu schützen.

Gestern erhielt mein Freund einen Anruf von seiner Mutter mit der Information, dass für das Heim ein kompletter Lockdown ausgerufen worden sei. 14 Tage ist keinerlei Besuch möglich. Die Häftlinge, pardon Heiminsassen, werden auf den Zimmern isoliert. Auch auf der Station ist keine Bewegung erlaubt, alles Notwendige wird auf das Zimmer gebracht.

Der Grund?

Stand gestern haben bereits zwei Pfleger Covid-19-Symptomen gezeigt, bei den sechs weiteren wartet man wohl ab. Sie sollen krankgeschrieben sein. Alle geimpften Heimbewohner sollen lt. ihren Informationen positiv getestet worden sein, sie hat auch gehört, dass zwei Bewohner im Zusammenhang mit der Impfung ins Krankenhaus verlegt worden sind.

Mein Resümee
Der Krieg gegen das Virus wird erfolgreich weitergeführt …

… die Zahl der positiv getesteten lässt sich auch so richtig erfolgreich in die Höhe treiben. Schließlich braucht man ja Gründe für weitere Repressalien.

Andrea Drescher, Jahrgang 1961, lebt seit Jahren in Oberösterreich. Sie ist Unternehmensberaterin, Informatikerin, Selbstversorgerin, Friedensaktivistin, Schreiberling und Übersetzerin für alternative Medienprojekte sowie seit ihrer Jugend überzeugte Antifaschistin. Zuletzt erschien von ihr „Wir sind Frieden“ sowie das „Selbstversorgerbuch für die Küche von Oma & Co“

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